Was eine Gelsenkirchener Fahrschule so einzigartig macht – WAZ | Westdeutsche Allgemeine Zeitung


Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen bietet eine Fahrschule ein ganz außergewöhnliches Angebot an. Worum es geht und was die Fahrschule besonders macht.
Häufig ist eine Behinderung ein großes Hindernis auf dem Weg zum eigenen Führerschein. Dieser Gedanke wird bei den meisten Menschen, die mit einem Handicap leben, schnell Realität – doch nicht für alle. In Gelsenkirchen-Buer gibt es eine Fahrschule, die diesen Traum Wirklichkeit werden lässt. „Das Buersche Team“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, Betroffene mit körperlichen Einschränkungen bei dieser Mission zu unterstützen.
Dazu gehören unter anderem Menschen mit Multiple Sklerose, Schädel-Hirn-Trauma, Schlaganfall und Kleinwuchs. Die individuell zugeschnittene Ausbildung sorgt dafür, dass auch diese Menschen die Möglichkeit erhalten, den Führerschein zu erlangen.
„Wir sind die einzige Fahrschule in Gelsenkirchen und Umgebung, die eine behindertengerechte Ausbildung anbietet“, sagt Stefan Drewnick, Geschäftsführer und verantwortlicher Fahrschulleiter. Deutschlandweit gibt es nur ganz wenige Fahrschulen, die Menschen mit hohen Querschnittslähmungen oder Muskelerkrankungen ausbilden. „Bei diesen speziellen Fällen sind wir eine von nur drei bis fünf Fahrschulen in Deutschland“, erklärt Drewnick.
Ein weiteres Beispiel für eine solche Einrichtung ist die Fahrschule Zawatzky in Heidelberg. Doch wie bei jedem medizinischen Bereich gilt: Es kommt natürlich auf das Krankheitsbild an. „Menschen mit kognitiver Behinderung können wir leider nicht beim Weg zum Führerschein helfen“, so der Geschäftsführer.
Zu den Hilfsmitteln der Fahrschule gehört unter anderem der Balder Elektrostuhl. Dieser Spezial-Rollstuhl verfügt über eine modifizierte Kopfstütze mit integrierter Steuerung für Blinker, Warnblinkanlage und Scheibenwischer. Wer keinen geeigneten Rollstuhl besitzt, kann während der Ausbildung einen solchen nutzen. Ein weiteres innovatives Hilfsmittel ist das Joysteer-System, ein elektronisches Lenksystem, das es Fahrschülern ermöglicht, mit minimalem Kraftaufwand zu steuern. „Die Technik ist mittlerweile sehr weit fortgeschritten“, berichtet Drewnick.
Doch, wie läuft überhaupt die Anmeldung ab? Sie variiert je nach Vorerfahrung. Wer den Führerschein erstmals erwirbt, muss einen Erste-Hilfe-Nachweis, einen Sehtest und ein ärztliches Gutachten über die Art und den Grad der Behinderung vorlegen. Ist bereits ein Führerschein vorhanden, ist eine Begutachtungsfahrt mit einem amtlich anerkannten Sachverständiger des TÜV-Nord in Essen erforderlich. Das Buersche Team betreut jährlich zwischen 120 und 180 Fahrschüler mit Handicap. Der Führerschein für Menschen mit Behinderung kostet dabei 99  Euro für die Klasse B und 399 Euro für die Klasse B96, während die regulären Preise bei 269  Euro und 599  Euro liegen.
Die Kosten für den behindertengerechten Umbau eines Fahrzeugs werden derweil oft von Trägern wie dem Arbeitsamt, der Krankenkasse oder dem Sozialamt übernommen. Sollte kein Kostenträger eingreifen, ist eine Finanzierung über eine Partnerbank der Fahrschule möglich.
Mit dem Bestehen der Fahrprüfung endet aber nicht etwa das Engagement des Buerschen Teams. Die Fahrschule unterstützt beim Kauf eines geeigneten Fahrzeugs und dem erforderlichen Umbau. Überführungen vom Händler zur Umbaufirma sowie die anschließende Lieferung zum Heimatort der Fahrschüler sind ebenfalls möglich. „Wir helfen auch bei weiteren Herausforderungen, etwa bei der Beantragung eines Behindertenparkplatzes zu Hause oder am Arbeitsplatz“, betont Drewnick.
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Seit mehr als 20 Jahren bildet das Buersche Team Menschen mit Behinderung aus. Im vergangenen Jahr ließ Drewnick eigens einen VW-Bus für 180.000 Euro umbauen, um noch mehr Fahrschülern eine barrierefreie Ausbildung zu ermöglichen. „Menschen mit Handicap sind genauso wissbegierig wie alle anderen auch. Das stellen wir immer wieder fest.“
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