„Kein Respekt gezeigt“: Neunfache Mutter brutal ermordet – WAZ | Westdeutsche Allgemeine Zeitung


Gelsenkirchen. In einer Gelsenkirchener Wohnung wird die Leiche einer neunfachen Mutter gefunden. Ihr Mann gesteht den Mord. Was er sagt, erschüttert.
Den Rettungssanitätern bot sich ein fürchterliches Bild: Vor knapp sechs Monaten wurde in einer Gelsenkirchener Wohnung die Leiche einer neunfachen Mutter gefunden. Schädel und Kiefer waren zertrümmert, die Schneidezähne herausgebrochen. Alles war voller Blut. Seit Dienstag steht ihr Ehemann wegen Mordes vor Gericht – und gibt ihr die ganze Schuld.
„Sie hat mir keinen Respekt gezeigt und sich nicht um mich gekümmert“, sagte der 53-jährige Iraker zum Prozessauftakt am Essener Schwurgericht. Außerdem habe sie Widerworte gegeben. Einmal habe sie ihm sogar diese Worte gesagt: „Ich kann mich kleiden wie ich möchte. Ich kann sagen, was ich möchte.“ Und auch seinen sexuellen Wünschen sei sie nicht nachgekommen. „Das war die größte Respektlosigkeit.“
Der Angeklagte war im Sommer 2015 nach Deutschland gekommen. Seine Frau und sieben der gemeinsamen Kinder kamen zwei Jahre später nach. „Da fingen die Probleme an“, so der 53-Jährige. „Sie war nicht mehr die Frau, die ich aus dem Irak kannte.“ Es habe nur noch Streit gegeben. „In Deutschland herrscht eine übertriebene Freiheit.“
Die Familie wohnte an der Bismarckstraße in Gelsenkirchen. Gearbeitet hat der Angeklagte nicht. Nach eigenen Angaben leidet er unter Parkinson. Seine Frau habe immer nur herumgeschrien und ihm Vorwürfe gemacht, dass nicht genug Geld da ist. „Sie hat jeden Tag Lebensmittel weggeschmissen, um mir dann zu sagen, dass wir nicht genug zu essen haben.“
Es war der 3. Dezember vergangenen Jahres, als die Situation schließlich völlig eskaliert ist. Die vier Kinder, die damals noch im gemeinsamen Haushalt lebten, hatten die Wohnung schon verlassen, um zur Schule zu gehen. Die 46-Jährige hatte sich anschließend offenbar noch einmal hingelegt.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sie geschlafen hat, als ihr Mann zu einer Eisenstange griff, mit der er eigentlich einen TV-Tisch bauen wollte. Damit habe er immer wieder auf sie eingeschlagen – direkt auf den Kopf. Anschließend nahm er laut Anklage ein Messer und stach sechsmal zu – in den Bauch und in den Hals. Die 46-Jährige hatte keine Chance. Als Todesursache vermerkten die Ärzte später einen massiven Blutverlust und ein Schädel-Hirn-Trauma.
Der Angeklagte selbst hatte sich nach der Bluttat ins Auto gesetzt und war zur Polizei gefahren, um sich zu stellen. „Ich habe meine Frau getötet.“ So oder so ähnlich soll er sich damals geäußert haben. Die Tat selbst will der 53-Jährige auch vor Gericht nicht bestreiten. Wohl aber, dass seine Frau geschlafen hat.
Er selbst will frühmorgens noch in einem Supermarkt gewesen sein, um Eier, Brot und Käse zu kaufen. Das sei seiner Frau jedoch nicht genug gewesen, weil ein jesidischer Feiertag angestanden habe, der festlich begangen werden sollte. Außerdem habe sie Geld für den Friseur und eine Reise haben wollen. „Sie hat so getan, als seien wir Milliardäre“, sagte der Angeklagte den Richtern. Dabei hätte die Familie doch vom Jobcenter gelebt.
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„Sie hat plötzlich angefangen, sich wie eine Wahnsinnige zu verhalten und auch unsere Religion beleidigt“, so der 53-Jährige. Alle Versuche, sie zu beruhigen, seien fehlgeschlagen. Er habe seine Frau sogar noch in den Arm genommen und ihr versichert, dass sie schon nicht verhungern werden. „Aber dann hat sie mich auch schon angegriffen. Sie war wie eine Bestie.“
In dieser Situation habe er seine Emotionen einfach nicht mehr unter Kontrolle gehabt und am ganzen Körper gezittert. „Sie hat mich in meiner Männlichkeit zutiefst verletzt“, sagte er den Richtern. „Ich habe sie dann mit dem Eisen geschlagen und dann das mit dem Messer gemacht – zur Selbstverteidigung.“ Eine andere Möglichkeit habe es aus seiner Sicht wegen seiner Erkrankung nicht mehr gegeben. „Sie war stärker als ich.“
Töten habe er seine Frau allerdings nicht gewollt. „Ich bereue zutiefst, was passiert ist“, so seine Worte. Seine Kinder sollen ihm inzwischen sogar schon verziehen haben. Das war am Rande des Prozesses zu erfahren.
Im Falle einer Verurteilung wegen Mordes droht dem 53-Jährigen lebenslange Haft. Das Urteil soll voraussichtlich Ende Juli gesprochen werden.
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