Mutig! Unter Berufung auf das »staatliche Neutralitätsgebot« hat sich das Kulturreferat der Stadt Gelsenkirchen zum Staat im Staat aufgeschwungen, und zwar zu einem, der seine zarten Mitbürgis vor Kultur schützen möchte: Im Rahmen eines Festivals sollte dort auch die Arbeit »Hallender Hass« der Künstlerin Melisa Kujević zu sehen sein: Zitate von AfD-Politikern sollten an Wände projiziert werden, während an einer anderen Wand groß »Alles für Deutschland« stehen sollte, eine Losung der SA.
Nach Vorab-Inspektion des Pressematerials beschloss das Kulturamt der Stadt Gelsenkirchen (30 Prozent AfD bei der letzten Kommunalwahl): Kujevićs Arbeit verstoße »wegen ihres parteipolitischen Bezuges« gegen »das staatliche Neutralitätsgebot« und könne daher nicht gezeigt werden. Och, schade! Aber auch gut, dass Gelsenkirchen seine Leute, die die letzten Jahrhunderte bekanntlich in völliger Dunkelheit unter Tage verbracht haben, vor gefährlichen Kunst-Einflüssen schützt. Dabei hätte es Wege gegeben, sie vorsichtig heranzuführen: Der Kurator, berichtet Kujević, habe ihr vorgeschlagen, die Zitate ohne den AfD-Verweis über die Wände laufen zu lassen. Spitzenidee: Mehr Neutralität, dafür mehr Kunst! Menschen, die eigentlich nur eine schöne Ausstellung sehen wollen, laufen nicht Gefahr, sich plötzlich zu Meinungsbildung angeregt zu sehen, oder zu politischen Diskussionen gar, die rasch ausarten können zu Schläge- sowie Schießereien. Es ist ein weiser Entschluss der Kulturreferentin, deren Name hier nicht genannt werden soll.
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