
Selten sah Gelsenkirchen im Fernsehen so aus wie in der neuen RTL+-Serie „Euphorie“. Die Kamera schwenkt über schick eingerichtete Einfamilienhäuser, frisch renovierte Schulen und Schrebergärten voller Leben. Doch hinter den glänzenden Fassaden lauert der Abgrund einer Stadt – und einer Generation –, die mit den Folgen eines missglückten Strukturwandels und einer überfordernden Gegenwart ringt. „Wer in Gelsenkirchen aufwächst“, sagt die 16-jährige Hauptfigur Mila, „kotzt mit 14 Wodka-O in Papas Garten.“
„Euphorie“ ist die deutsche Adaption des israelischen Formats „Euphoria“, das durch das gleichnamige US-Remake Weltruhm erlangte. Doch statt Kalifornien liegt das Zentrum des Geschehens nun in Gelsenkirchen. Nach einem Aufenthalt in der Jugendpsychiatrie versucht Mila (Derya Akyol), wieder Fuß zu fassen – in einer Welt, die kaum Halt bietet. Alte Freunde tuscheln, ein Sexvideo verfolgt sie weiter, und zwischen Flashbacks, Drogen und Selbstzweifeln sucht Mila nach einem Weg zurück ins Leben.
Ihre Freunde Ali (Sira-Arma Faal) und Jannis (Eren M. Güvercin) sind ebenfalls gefangen zwischen Sehnsucht, Schmerz und Eskapismus. Die Erwachsenen um sie herum – Eltern, Lehrer, Betreuer – sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um hinzusehen. Es entsteht das Bild einer verlorenen Generation: orientierungslos, überfordert, aber auch kämpferisch.
Obwohl die Serie auf einem internationalen Erfolgsformat basiert, sucht „Euphorie“ bewusst ihren eigenen Ton. Die Regie von Antonia Leyla Schmidt und André Szardenings verzichtet auf den Skandallook der US-Vorlage und findet eine eigene Bildsprache. Die Kameras tauchen Gelsenkirchen in warme, manchmal trügerisch schöne Farben – ein visuelles Gegengewicht zu Milas innerem Chaos. Wenn Mila das Publikum direkt anspricht, entsteht eine ungewöhnliche Nähe – fast wie im Theater. Der erhoffte Effekt: Man schaut nicht nur zu, man denkt mit.
„Euphorie ist nicht einfach das deutsche ‚Euphoria‘. Das israelische Original hatte vor 13 Jahren Premiere, die amerikanische Adaption vor sechs Jahren. Seitdem hat nicht nur eine Pandemie die Geschichte für einen langen Moment angehalten, insbesondere der Blick der Jugend auf die Welt hat sich fundamental verändert. Was wir – im deutschen Hier und Jetzt – adaptieren wollten, ist der mutige, authentische, schonungslose Blick in die Seele der jungen Generation – mit Vollgas in Szene gesetzt von jungen Filmschaffenden. Dafür steht das Original, und dafür steht auch unsere Serie, auf die wir wahnsinnig stolz sind“, berichtet Hauke Bartel, Bereichsleiter Fiction bei RTL Deutschland.
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Die Serie beschreibt eine Jugend, die zwischen TikTok, Leistungsdruck und Zukunftsangst nach Sinn sucht – und dabei mit Drogen, Liebe und Depressionen ringt. Das ist keine leichte Kost, aber auch kein Skandal-TV, befinden Kritiker. Statt Voyeurismus zeigt „Euphorie“ Verletzlichkeit. Die Serie spürt nach, wie Angst, Einsamkeit und Leistungsdruck junge Menschen zerreißen.
Dass die Serie im Ruhrgebiet spielt, sei kein Zufall. Die Region, einst Symbol des Aufbruchs, wird hier zur Bühne einer Generation, die mit den Trümmern der alten und der Überforderung der neuen Welt lebt. „Wir haben eine typische Ruhrgebietskulisse gesucht“, berichtete eine Mitarbeiterin der Produktionsfirma Zeitsprung Pictures, die exklusiv für RTL+ im Einsatz ist, warum die Wahl auf Gelsenkirchen gefallen ist. Weitere Drehorte seien noch Duisburg und Köln. In Bismarck sind noch viele Häuser im Stile des Gelsenkirchener Barocks zu finden, also reich verziert, nicht wenige sind stark sanierungsbedürftig
Alle acht Folgen von „Euphorie“ sind bei RTL+ verfügbar.
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