Ausstellung in der Werkstatt in Buer: Warum ein zweiter und dritter Blick lohnt – WAZ | Westdeutsche Allgemeine Zeitung


Das haben die doch lange geplant, es muss einfach Absicht dahinter stecken: Die großformatigen und vor allem neuen Bilder von Harald Lange in der Werkstatt Buer an der Hagenstraße 34 sehen erst einmal so aus, als würden sie schon seit der Einrichtung der urigen Galerie hier hängen. Ein zweiter und dritter Blick lohnt sich auf jeden Fall.
Auch wer Schulwandkarten nicht (mehr) als Anschauungsmaterial im Klassenzimmer erlebt hat, kann sich wohl kaum der Faszination der alten Exponate entziehen, die Lange bei einer Räumung in Kamen entdeckt hat. „Und dann gleich 100 Stück davon“, freut er sich immer noch, „und einen Kartenständer noch dazu“. Selbst der Geruch sorgt für ein typisches Ambiente, wie gemacht für die urige Werkstatt.
Was im Wortsinne dahinter steckt, also hinter Langes collagenartigen Acrylarbeiten, zeigt sich erst aus der Nähe. Denn wohldosiert schimmert der Hintergrund durch oder ist sogar andeutungsweise verstärkt. Vor allem aber zeigen die Ränder der alten Karten, wie vor Jahrzehnten Unterricht ausgesehen haben mag.
Stichworte wie „Künstliche Atomumwandlung“, „Beginn des Atomzeitalters“ oder „Entstehung der Kolonialreiche Spanien und Portugal“ greifen weit zurück in die Weltgeschichte. Aber auch in den Motiven, die Lange bei der Nachbearbeitung darübergelegt hat, schimmert teils Nostalgisches wie auf Sammelbildchen oder Emailleschildern hervor.
Leiten lässt sich der Künstler von der Laune, der Zufälligkeit, und durch aquarellartige Gestaltung lässt er dazu die Grenzen zurücktreten und verschwimmen. Spielerisch und andeutungsweise sind Zahlen zu entdecken, aber auch sie ohne Wertung oder strengere Bedeutung. Neugierige suchen Form, Führung und Vertrautes, und sind frei darin. Nur an einigen Stellen trennen klare Linien die Einzelmotive. Lange gibt zu, dass er durchaus immer wieder einmal Elemente übermalt. „Allerdings die hier im Moment nicht“, schränkt er ein.
Auf der Empore der Werkstatt hat er eine Reihe kleinformatiger Arbeiten platziert. Auch hier lohnt sich der Schritt näher heran, denn aus der Distanz wirken sie wie fotografiert. Lange gibt mögliche Stichworte zu einem Bild vor: „Biberdamm? Sturmschaden im Wald? Abholzung?“, das und noch mehr wäre möglich. Landschaften sind es, aber Lange verzichtet auf Panoramen und konzentriert sich auf Ausschnitte.
Der Kalender zum Jubiläumsjahr der Werkstatt, dem 50., zeigt als Deckblatt vollformatig den Beginn am ursprünglichen Standort direkt neben dem alten Marientor. Fünf Künstler, zwei Zeichner und Grafiker, ein Bildhauer und zwei Goldschmiede, gründeten dort 1976 die „Künstlergemeinschaft Werkstatt“.
Aktuell präsentieren sich nun sechs Künstlerinnen und Künstler im Jahreslauf der Kalenderblätter; Heike Feddern, Waltraud Kreiger/Bernd Otte, Evangelia, Heiner Szamida, Marion Mauß und Harald Lange. Die Auflage beträgt 150 Stück, erhältlich ist der neue Jahreskalender für 45 Euro zunächst nur in der Werkstatt an der Hagenstraße.
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Die Ausstellung von Harald Lange wird am Freitag, 14. November, um 19 Uhr eröffnet und ist bis Freitag, 19. Dezember, dienstags bis freitags von 16 bis 18 Uhr zu sehen. Mehr auch im Internet auf https://www.werkstatt-ev.de.
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