Tödliche Vogelseuche erreicht Gelsenkirchen – darum gibt‘s keine Stallpflicht – WAZ | Westdeutsche Allgemeine Zeitung


Zwei Wochen Ungewissheit für die Gelsenkirchener Landwirte sind nun vorüber, nachdem Ende Oktober zwei tote Wildgänse in der Feldmark und Resser Mark gefunden worden waren. Und jetzt ist klar: Die verendeten Tiere waren mit der Vogelgrippe infiziert. Das hat das Chemische Veterinäruntersuchungsamt Westfalen in Münster bei der Untersuchung der Proben zweifelsfrei bestätigt. Was das nicht nur für Geflügel-, sondern auch für Hundehalter in Gelsenkirchen heißt: Das sind die Details.
Wie ernst die Situation ist, macht die Stadtverwaltung noch einmal in einer Pressemitteilung deutlich: „Es handelt sich um eine hochansteckende Viruserkrankung, die zu hohen Verlusten innerhalb der betroffenen Tierpopulation führen kann.“ Wie berichtet, sind Ende Oktober Tausende Kraniche in Ostdeutschland an der Geflügelpest gestorben; in Zucht-Betrieben mussten Hunderttausende Tiere gekeult werden. Seither breitet sich das Virus immer weiter aus – auch im Ruhrgebiet.
Dennoch sieht Gelsenkirchen von der Errichtung einer Schutzzone sowie einer Stallpflicht für gehaltene Tiere zunächst ab. Der Grund: Bislang wurde die Seuche nur bei Wildtieren festgestellt. Trotzdem mahnt das hiesige Veterinäramt ein angemessenes Verhalten bei Geflügelzüchtern und Tierhaltern an.
„Auffällige und tote Tiere sollen unverzüglich dem Veterinäramt gemeldet werden. Hunde sind an der Leine zu führen, und das Füttern von Wildvögeln ist zu unterlassen, um die weitere Verbreitung der Tierseuche zu vermeiden.“
Zur Sicherheit des eigenen Tierbestands wird Geflügelhaltern im Umkreis der Fundorte nahegelegt, „ihre Tiere vor Kontakt mit Wildvögeln abzuschirmen und die erforderlichen Hygienemaßnahmen einzuhalten.“ Entdeckt wurden die Kanadagänse im Umkreis des Sees am Nienhausenbusch in der Feldmark und in der Grünanlage an der Vredener Straße in der Resser Mark. Dass dort die Vogelgrippe ausgebrochen ist, darauf soll eine zusätzliche Beschilderung hinweisen.
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Die Geflügelhalter werden zudem aufgefordert, „die eigenen Biosicherheitsmaßnahmen zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen“. Und: Ungewöhnliche Krankheitserscheinungen und erhöhte Tierverluste sollen unverzüglich der Veterinär- und Lebensmittelüberwachung gemeldet werden.
Landwirt Michael Föcker, der auf seinem Bauernhof an der Böningstraße in Resse 900 Hühner und 300 Gänse hält, hatte mit der offiziellen Bestätigung im Grunde schon gerechnet und entsprechende Konsequenzen gezogen: Die Hühner sind seit einigen Wochen unter einer Voliere untergebracht. Seine freiheitsliebenden Gänse allerdings mag er so kurz vor dem Weihnachtsfest und Schlachtungstermin nicht aufstallen.
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„So lange die Seuche nur bei Wildvögeln festgestellt wird, bleiben wir dabei, die Gänse tagsüber auf der Wiese frei herumlaufen zu lassen. Nur nachts kommen sie in einen Stall, damit sie vor dem Fuchs geschützt sind“, berichtet Föcker. Die Haltung auf engem Raum verursache bei den Tieren zu viel Stress, der sich wiederum in Gewichtsverlust äußere oder in Aggressivität den Artgenossen gegenüber. „Wenn es zu eng wird und ihnen der Auslauf fehlt, verletzen sie einander schon mal.“
Mit Verweis auf derartige Stress-Symptome hatte auch NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) eine allgemeine Stallpflicht für Geflügel abgelehnt. Dr. Peter Heimberg, Leiter des Tiergesundheitsdiensts der Landwirtschaftskammer NRW, hatte Geflügelhaltern etwa geraten, „Freiflächen mit Netzen abzuspannen, damit Wildtiere dort nicht landen können“. Futter und Einstreu sollten wildtiervogelsicher gelagert und ausgebracht werden.
Unterdessen hofft der Resser Landwirt Föcker, dass kein infizierter Wildvogel einen Kotklecks auf seiner Gänse-Wiese fallen lässt und sich auch kein infizierter Spatz im Hühnerstall verirrt. Der finanzielle Schaden, er wäre enorm bei Preisen von aktuell 17,50 Euro pro Kilogramm Gänsefleisch.

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