
Das Jubiläum „150 Jahre Gelsenkirchen“ hat mit dem großen Stadtfest auf dem Heinrich-König-Platz am vergangenen Wochenende seinen bisherigen Höhepunkt erlebt. Ein weiterer steht nun unmittelbar bevor: Denn der Kunstverein Gelsenkirchen bittet ab Freitag, 5. September, zum Besuch einer ganz besonderen Ausstellung. Diese trägt den Titel „Eine Stadt im Blick der Zeit“. Gezeigt werden 100 Fotos aus der langen Geschichte Gelsenkirchens – darunter zahlreiche Dokumente, die belegen, wie sehr sich das Stadtbild in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat.
Jedem, dem diese Stadt am Herzen liegt, sei bis spätestens 12. Oktober ein Besuch der Alten Villa des Kunstmuseums in Buer empfohlen. Denn zu sehen gibt es in den folgenden fünf Wochen einen spannenden Mix aus historischen Aufnahmen, markanten Industrie-Fotos und Porträts, die allesamt die Blicke der erwarteten Besucher auf sich ziehen werden. Gerade viele der ganz alten Abzüge laden zum Miträtseln ein – mit der Kernfrage: Wo genau stand der Fotograf damals eigentlich, als er den Auslöser betätigt hat?
Arbeiten von 20 Fotografinnen und Fotografen hat der Kunstverein berücksichtigt. Einige von ihnen leben nicht mehr, das Gros der Anderen kommt aus Gelsenkirchen. Ergänzt werden diese Arbeiten durch spannendes Archivmaterial, das der Heimatbund Gelsenkirchen und das hiesige Institut für Stadtgeschichte (ISG) beigesteuert haben.
„Das ISG hat uns auch die drei ältesten Aufnahmen der gesamten Ausstellung zur Verfügung gestellt“, sagt Ulrich Daduna, der Vorsitzende des Kunstvereins. Aus dem Jahr 1860 – also der Zeit vor der Verleihung der Stadtrechte – stammt das Foto der Zeche Hibernia, die damals auf dem Gebiet der heutigen Altstadt zu finden war. Direkt daneben sind Fotos vom Schalker Verein (1874) und der Siedlung Vogelheide (1875) zu finden. Letztere stand einst in Schalke-Nord. Sie sind ebenso in Schwarz-Weiß gehalten wie der Großteil der Arbeiten, die in der ersten Etage der Alten Villa arrangiert wurden.
Und es sind gerade diese betagten Aufnahmen, die eine Art von Zeitreise-Gefühl im Betrachter aufkommen lassen. Wer etwa in die Gesichter jener stolz und entschlossen dreinblickenden Männern schaut, die da allesamt einen Zylinder zum feinen, schwarzen Zwirn tragen, der fühlt sich sofort ins Jahr 1924 zurückversetzt, als vor der Altstadtkirche eine Glockenweihe stattfand.
„Wir wollten hier eben nicht nur die bekannten Landmarken zeigen, sondern viel lieber die persönliche Sicht der Fotografen präsentieren“, sagt Andrea Baranski, die diese Ausstellung kuratiert hat. Sie bat jeden der Projektbeteiligten um eine Vorauswahl. Die letzte Entscheidung, was Teil der Ausstellung wird und was nicht, fällte dann sie.
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Von Fotografin Marion Falkowski ist etwa eine Bilderserie aus dem Jahr 1994 dabei. Diese zeigt seltene Innenansichten aus der Gießerei des früheren Hüttenwerks Schalker Verein. Dieter Grundmann hatte in den 80er Jahren Menschen aus der Türkei fotografisch begleitet, die in Gelsenkirchen ein neues Zuhause gefunden hatten. „Ich habe diese Menschen schon damals als eine große Bereicherung für unsere Stadtgesellschaft empfunden“, sagte Grundmann bei einer Vorbesichtigung der Fotoschau.
Erich Wels steuert imposante Aufnahmen vom Stadtbahnbau Mitte der 80er Jahre sowie dem Umbau des Hans-Sachs-Hauses bei. Martin Schmüdderich war bei der Auflösung des Archivs des Amtsgerichts Buer mit der Fotokamera dabei. Und Eva-Maria Siuda weckt Erinnerungen an den Speicher von „Müller‘s Mühle“ im Stadthafen. Allesamt Schlaglichter, die beispielhaft belegen, was von der 150-jährigen Geschichte dieser Stadt alles fotografisch erhalten geblieben ist.
Die Ausstellung „Eine Stadt im Blick der Zeit“ wird am Freitag, 5. September, um 19 Uhr im Kunstmuseum (Horster Straße 5-7 in Buer) eröffnet. Der Eintritt ist frei. Alle Interessierten sind herzlich willkommen. Die Einführung übernimmt Fotograf Martin Schmüdderich. Die Ausstellung läuft bis Sonntag, 12. Oktober. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags, 11-18 Uhr.
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