Karneval in Gelsenkirchen: Das Rathaus gehört den Narren – WAZ News


Gelsenkirchen. In den kommenden Tagen wird Gelsenkirchen von den Karnevalisten regiert: Am Donnerstagmittag stürmten die Narren das Hans-Sachs-Haus.
„Gelsenkirchen ist in Narrenhand!“ Es ist 11.41 Uhr, da ruft Dennis Bittermann, Sitzungspräsident des Festkomitees Gelsenkirchener Karneval, die wichtigsten Worte des Tages aus. Wenn man auch hinter dem jecken Zeitplan etwas zurück ist, so feiert die Menge der Narren im Hans-Sachs-Haus ausgelassen den Beginn der tollen Tage in Gelsenkirchen.
Gut anderthalb Stunden vorher: Der harte Kern der örtlichen Karnevalisten hat sich, wie üblich, auf dem Bahnhofsvorplatz getroffen und stimmt sich mit jeckem Programm ein. Wobei, nicht jeder ist schon ausgelassen. So überwiegt bei Tristan Timpert von der KG Buersche Domfunken und dem Festkomitee noch die Anspannung. „Aber wenn das Rathaus gestürmt ist, sind wir alle richtig jeck“, verspricht er. So empfindet es auch Marius Stange von der KG Narrenzunft und dem Bund-Ruhr-Karneval. „Es kribbelt vor allem bei der Hoffnung, dass alles gut klappt“, denkt er vor allem einen Ablauf ohne Zwischenfälle.
Aber wie kommt man überhaupt in Stimmung, wenn die tollen Tage beginnen, man quasi den Schalter umlegt von Alltag auf Karneval? Peter Nienhaus, Präsident des KC Astoria, hat einen Tipp für alle Gelsenkirchener: „Seit heute Morgen um 7 Uhr höre ich Karnevalslieder auf WDR 4. Und auch gestern habe ich zu Hause schon kölsche Tön gehört.“ Und dazu im Wohnzimmer getanzt? „Nicht ganz. Aber ich habe laut mitgesungen. Hat ja keiner gehört“, sagt er und lacht. „Man muss sich schon richtig einstimmen.“
Apropos Singen: Jessica Tondorf betritt die improvisierte Bühne auf dem Bahnhofsvorplatz. Sie singt, eigentlich zusammen mit Ex-Stadtprinz Thorsten Pasucha, das Mottolied. Auf den Gesangspartner muss sie heute verzichten – und wird dafür unterstützt durch ihre Lieblichkeit Bergjungmann Silke Wessendorf. Mädchen-Power geht eben auch schon vor dem Rathaussturm.
Dann kommt es zu einer kleinen Premiere. Herzlich begrüßt durch Dennis Bittermann tritt der „Schloß-Chor“ vom „Schloß Stolzenfelz“ an, ein Medley bekannter alter Karnevalslieder zu singen. Die jung gebliebenen Damen, die hier die Hits ihrer Jugend anstimmen, nehmen die anwesenden Jecken mit: Die stimmen fröhlich mit ein, schunkeln und tanzen sogar dazu. Auch Björn Tondorf, Präsident des Festkomitees Gelsenkirchener Karneval. Er ist begeistert von diesem inklusiven Aspekt, betont, der Karneval ist für alle Menschen da und soll sie verbinden. Er übrigens ist jeck wie immer und ganz entspannt. „Ich bin bestens auf alles vorbereiten. Und was soll dann schon passieren?“
Dann schaut er auf die Uhr und gibt eilig das Kommando zum Aufstellen. Nur noch ein paar Minuten sind Zeit, zum Hans-Sachs-Haus zu ziehen. Das wird knapp. Fröhlich schlängelt sich der närrische Lindwurm nun zum Rathaus. Ausgelassen versuchen die Narren, am Wegesrand Frohsinn zu verbreiten. Doch die Zahl derer, die den Weg säumen, geht gegen Null.
Umso mehr werden die Gesellschaften bei ihrem Einmarsch ins Hans-Sachs-Haus gefeiert – und von etlichen prominenten Vertretern der Stadtgesellschaft begrüßt. Propst Markus Pottbäcker etwa erwartet die Karnevalisten närrisch kostümiert und fröhlich. Gleiches gilt für Willi Weßels von der Stadtmarketing Gesellschaft, der in Sachen Kostüm eine Zeitreise angetreten hat und mit Vokuhila-Perücke, Oberlippenbart, getönter Sonnenbrille und Lederjacke kaum zu erkennen ist. „Ich habe mich durch ein altes Foto aus meiner Jugend inspirieren lassen“, scherzt er.
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Derweil mühen sich die beiden Lieblichkeiten, der Stadtspitze den Schlüssel für das Rathaus abzuluchsen. Silke Wessendorf versucht es zunächst mit Geschenken, einer Kohlenlore, einer Prisenflasche und einem Stück Kohle, dann mit Kamelle und ist doch erst erfolgreich, als man auch körperlichen Einsatz zeigt. Wobei die Tollitäten zunächst ein Rätsel finden, mit montanindustriellem Hintergrund. Den Schlüssel nämlich müssen sie aus einem Loch im Bühnenboden „zu Tage fördern“, ganz passend zu ihrem Verein, den Jecken vom Pütt, die Bergbau und Karneval vereinen und erstmals die Tollitäten stellen.
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Nun aber ist es geschafft. Das bunte Festprogramm kann beginnen, die Jecken dürfen feiern, während die Tollitäten noch drei weitere Amtssitze stürmen müssen. Am Abend jedoch, das nehmen sich alle vor, wird die Machtübernahme der Frauen beim Rathaussturm im Hans-Sachs-Haus bis tief in die Nacht gemeinsam gefeiert.
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