Kontroverse um Anti-AfD-Kunst: Künstler drohen jetzt mit Klage – WAZ


Die Kontroverse um die Anti-AfD-Installation „Hallender Hass“, die nun nicht bei den derzeit laufenden „Goldstücken“ in Gelsenkirchen-Buer gezeigt wird, wird möglicherweise im Gerichtsaal ausgetragen. „Wir sind bereit, unsere Beweise auch im Rahmen eines gerichtlichen Verfahrens vorzulegen“, betont die Künstlergruppe um die betroffene Künstlerin Melisa Kujević, die einen Verstoß gegen die Kunstfreiheit sieht.
Von Gordon Wüllner-Adomako
Aus Sicht Kujevićs und der Projektgruppe der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBKsaar) hat die Stadt Falschaussagen getätigt und mit dem Verweis auf die „politische Neutralität“ keinen tragfähigen Grund für die „Ausladung“ der Künstlerin vorgelegt. „Für uns bleibt entscheidend, dass künstlerische Arbeiten, die sich kritisch mit gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen auseinandersetzen, nicht durch politischen Druck oder missverstandene Neutralität zum Schweigen gebracht werden“, halten die Künstler jetzt in einer Pressemitteilung fest.
Die Stadt hingegen behauptet, es handele sich überhaupt nicht um eine Ausladung. Die Teilnahme Kujevićs und ihrer Projektgruppe sei nicht vertraglich festgelegt oder fest zugesagt worden. Die betroffenen Künstler widersprechen dieser Darstellung entschieden und verweisen auf „eine lückenlose Dokumentation der Einladung“ durch den Kurator. Man habe fest mit den „Goldstücken“ geplant.
Von Gordon Wüllner-Adomako
„Hallender Hass“ arbeitet mit besonders harten Zitaten von AfD-Politikern und will zu einer „künstlerischen Auseinandersetzung mit der Gewalt politischer Sprache“ anregen. Aus Sicht der Stadt passt das nicht mehr ins Konzept der „Goldstücke“, Arbeiten mit „parteipolitischem Bezug“ seien ungeeignet für das Lichtkunst-Festival.
Deshalb wurde Kujevićs weniger als einen Monat vor Start der „Goldstücke“ mitgeteilt, dass „Hallender Hass“ nicht im Rahmen des Festivals gezeigt werden dürfe. Aus Solidarität zu Kujević hat dann auch die HBKsaar ihre Arbeiten für die „Goldstücke“ zurückgezogen.
Solidarität bekundet haben nun auch mehrere lokale Künstler. Unter anderem stellte sich das Ückendorfer „kurz.kollektiv“ mit einem Instagram-Posting hinter Kujević und erhielt dafür viel Zuspruch innerhalb der Gelsenkirchener Kunst-Szene. Auf politischer Ebene wurde bislang vor allem das linke Wählbündnis AUF laut. In einer Pressemitteilung spricht AUF von einer „skandalösen Ausladung“.
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„Gegenüber Faschisten, Hetze und Spaltung ist nicht Neutralität geboten, sondern Aufklärung über die Gefahr“, meint AUF. „Hallender Hass“ schaffe einen Erfahrungsraum, der verstört, berührt und ein Innehalten provoziert – und der die Frage nach der eigenen Verantwortung unausweichlich macht. „Wenn so ein Beitrag wegen angeblich fehlender Ausgewogenheit oder Neutralität abgesetzt wird, sehen wir einen krassen Kontrast zur Realität.“
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Die sechste Auflage der kostenlosen „Goldstücke“ läuft noch bis zum 5. Oktober, dieses Mal unter dem Motto „Active Positive“. An zahlreichen Standorten in Buer sind dann wieder unterschiedlichste Lichtkunst-Installationen zu erleben.
Von Thomas Richter
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