
Redakteurin Lokal
Gelsenkirchen. Fehlende Unterlagen zur Bundestagswahl 2025 zwingen eine Gelsenkirchenerin zum Nichtwählen: „Meine Stimme bleibt leider dieses Mal stumm.“
Vergeblich hatte ein Leser der WAZ versucht, im Vorfeld der Bundestagswahl, die bekanntlich am 23. Februar stattfindet, an Briefwahlunterlagen zu kommen (wir berichteten). Ein Besuch im Gelsenkirchener Hans-Sachs-Haus war vergebens, auf Nachfrage der Redaktion wurde klar: Die Unterlagen, die laut der Verwaltung ab der sechsten Kalenderwoche vorliegen sollen, stehen immer noch nicht zur Verfügung. Stadtsprecher Martin Schulmann antwortete zuletzt: „Vermutlich am Freitag, 7. Februar, werden sie vorliegen“, so sei es der Stadt zugesagt worden. Nun hat sich eine weitere Leserin an die Redaktion gewandt, sie sagt: „Meine Stimme bleibt leider dieses Mal stumm.“
Stephanie Albers ist 56 Jahre alt, Karikaturistin, Mitglied im Bund Gelsenkirchener Künstler – ihr kreatives Schaffen und ihr künstlerisches Engagement stehen nicht in Verbindung zu ihrer Entscheidung, dieses Mal eben nicht zur Wahl zu gehen. Es sind vielmehr die Umstände, die sie dazu bringen. Stephanie Albers betont: „Seit meinem 18. Lebensjahr gehe ich regelmäßig zur Wahl. Noch nie habe ich eine ausgelassen, weshalb ich mich jetzt sehr ärgere, diese wichtige Bundestagswahl aufgrund eines Krankenhausaufenthaltes versäumen zu müssen.“
Das Problem der Gelsenkirchenerin: In wenigen Tagen folgt zunächst eine nicht aufschiebbare OP, darauf dann eine Reha-Maßnahme, „sodass ich auch keine Briefwahlunterlagen hätte bestellen können“, sagt sie. Und sie scheint aufgebracht zu sein – in einer E-Mail an die Redaktion schreibt sie: „Nichts ist vorhanden, dreimal ging ich trotz heftiger Knieschmerzen zum Hans-Sachs-Haus, um mit Pass und Wahlbenachrichtigung direkt dort wählen zu können.“ Und weiter: Wo sonst Wochen vor der Wahl im Hans-Sachs-Haus Wahlkabinen aufgebaut waren, habe vor wenigen Tagen noch nichts gestanden.
Stephanie Albers ärgert sich, sie betont: „Mein verstorbener Großvater, der den Zweiten Weltkrieg an der Front miterleben musste, erklärte mir schon früher, dass die Demokratie ein hohes Gut sei und ich unbedingt zur Wahl gehen soll.“
Der persönliche Zeit- und Termindruck von Stephanie Albers, er geht schließlich einher mit dem insgesamt sehr engen Zeitfenster aufgrund der vorgezogenen Neuwahlen.
Und auch wenn die fehlenden Papiere am Freitag wirklich ankommen sollten, ist damit nicht gesichert, dass es direkt losgehen kann. Eine Wahl in den Wahlscheinstellen werde voraussichtlich erst am Montag möglich sein, kündigte Stadtsprecher Martin Schulmann an.
Die Stadtverwaltung verweist auf diesen terminlichen Druck auch auf ihrer Internetseite: „Aufgrund vorgezogener Neuwahlen verkürzen sich alle Fristen, die die Vorbereitung und den Ablauf der Wahl bestimmen“, heißt es da. Dadurch, dass die Briefwahlunterlagen mitsamt der gedruckten Stimmzettel nun noch immer auf sich warten lassen (Stand: Mittwoch, 5. Februar), gibt es für die Briefwahl nur einen „sehr kurzen Zeitraum“, in dem der postalische Hin- und Rückversand einen großen Teil einnehme.
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