
Es war ein besonderer Moment vor besonderer Kulisse, der den knapp 200 angehenden Lehrerinnen und Lehrern sicherlich in Erinnerung bleiben wird: Feierlich wurden sie jetzt in der Ückendorfer Heilig-Kreuz-Kirche in Gelsenkirchen willkommen geheißen und im Beisein von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und NRW-Schulministerin Dorothee Feller vereidigt – ein Zeichen der „Wertschätzung“, wie es von offizieller Stelle heißt. Wüst wurde in seiner Ansprache dann auch dementsprechend feierlich: „Ganz herzlich willkommen im Dienst der Zukunft dieses Landes, ganz herzlich willkommen im Team Nordrhein-Westfalen“, gab er den Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärtern (LAA) mit auf den Weg.
Doch es geht den LAAs nicht nur um den Lehrerberuf an sich, sondern auch und gerade um eine Tätigkeit in Gelsenkirchen. Mitunter ganz bewusst haben sie sich entschieden, an einer Grund- oder Gesamtschule beziehungsweise an einem Gymnasium der Emscherstadt ihr Referendariat abzulegen. So wie beispielsweise Johanna Koptik. Die 26-Jährige möchte Lehrerin für Englisch und Italienisch werden. Ursprünglich kommt die junge Frau aus Bielefeld, hat in Münster das Lehramt Gymnasium/Gesamtschule in der Fächerkombination Englisch und Italienisch studiert.
Warum sie sich für Gelsenkirchen entschieden hat? „Da ich im Rahmen eines Praxissemesters bereits viel Kontakt zu netten Fachleiterinnen und Fachleitern am Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Gelsenkirchen hatte“, erinnert sie sich. Ihre Motivation, Lehrerin zu werden, erklärt Koptik so: Dass der Wunsch während eines Freiwilligen Sozialen Jahrs an einer Schule in Tansania entstanden sei. „Da habe ich gemerkt, dass mir das Menschliche und das Vermitteln von Wissen sehr liegt. Ich freue mich darauf, junge Menschen zu inspirieren und auf ihrem Weg eine Zeit lang positiv zu beeinflussen“, sagt sie. Ihre Zukunft sieht sie in Gelsenkirchen und kann sich sehr gut vorstellen, ein Gymnasium oder eine Gesamtschule in der Stadt als feste berufliche Heimat zu haben.
Johanna Koptik möchte also bleiben – und sie wird hier dringend gebraucht. Überhaupt braucht nicht nur die Stadt, sondern auch das Land NRW mehr Lehrer. Eine leichte Entspannung deutet sich ab, wie offizielle Zahlen nahelegen: Seitens der Staatskanzlei heißt es, dass in ganz NRW zum 1. Mai (landesweiter Beginn der Referendariate ist immer am 1. Mai und 1. November) 3480 Lehramtsanwärter gestartet waren – 336 mehr als noch im vergangenen Jahr. Genaue Zahlen, wie viele LAAs zum 1. November gestartet sind, gibt es aktuell noch nicht.
„In nur wenigen Berufen trägt man so viel Verantwortung wie im Lehrerberuf“, betonte Ministerpräsident Wüst in der Heilig-Kreuz-Kirche. Und weiter sagte er zu den Anwesenden: „Diese Gesellschaft vertraut ihnen das Wertvollste an, was sie hat: nämlich ihre Kinder, ihre Zukunft.“ In den Schulen würden die angehenden Lehrkräfte mit Freude erwartet, so Wüst. „Wir sind unglaublich froh, Sie alle hier heute zu sehen – stellvertretend für alle LAA in Nordrhein-Westfalen“, sagte Ministerin Feller während der Vereidigungsfeier. Und auch das: „Ihre Lehrkraft wird mehr als gebraucht.“
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Oliver Funke-Tebart, Leiter des Zentrums für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) Gelsenkirchen, hob die Attraktivität des Standortes hervor: „Ausgerechnet Gelsenkirchen – geht‘s noch?“, fragte er demnach auch ein wenig scherzhaft. Um gleich darauf zu betonen, dass das hiesige ZfsL zu den „schönsten des Landes“ gehöre und seinesgleichen suche – nicht nur wegen des Standortes in unmittelbarer Nähe zum Haus Lüttinghof, dem ältesten Gebäude der Stadt. Den jungen Referendaren gab er mit: „Seien sie mutig, lernoffen, fragend und forschend.“
Der sogenannte Vorbereitungsdienst findet in Nordrhein-Westfalen an insgesamt 33 Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) statt, von denen eines eben in Gelsenkirchen verortet ist. Das aktuelle Bewerbungsverfahren für den 1. Mai 2026 läuft noch bis zum 17. November. Bislang seien nach Angaben der Staatskanzlei bereits rund 2000 Bewerbungen eingegangen.
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