
Stellv. Red.-Leiter
Gelsenkirchen. Ein Sarg am Bürgersteig? Die Vermüllung in Gelsenkirchen nimmt teils absurde Züge an. Diese Ratten-Zahlen sind hingegen nicht gerade amüsant.
Gelsenkirchens Müll-Problem nimmt bisweilen originelle Formen an – zu den üblichen Sperrmüllbergen gesellte sich an der häufig vermüllten Ecke Pothmannstraße/Küppersbuschstraße in der Feldmark zwischen Hockern und Altholz neulich sogar: ein (zum Glück leerer) Sarg.
Solchen Anblicken kann man vielleicht noch mit einer Portion schwarzem Humor begegnen. Spätestens sobald Ratten zwischen Müllbergen huschen, wäre aber bei vielen Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchenern Schluss mit lustig. Die Schadnager gelten als unangenehme Begleiterscheinung von achtlos entsorgtem Unrat. Und ihretwegen wird sich in Gelsenkirchen immer häufiger beschwert.
Die CDU hatte erfragt, wie sich das „Ungezieferproblem in den letzten Jahren entwickelt hat, insbesondere in Bezug auf Ratten und andere Nager.“ Die Antwort der Stadt lässt aufhorchen: Die Zahl der eingegangenen Beschwerden stieg von rund 180 im Jahr 2021 auf rund 400 im Jahr 2024. Und: Bei etwas über der Hälfte der Meldungen bestätigte sich der Schadnagerbefall auch tatsächlich.
„Ob die steigenden Fallzahlen auf eine zugenommene Population, veränderte Umweltfaktoren oder die erweiterten Beschwerdemöglichkeiten zurückzuführen sind, kann nicht beurteilt werden“, erklärte die Verwaltung in ihrer Antwort.
Auf Nachfrage unserer Redaktion ergänzte die Stadt, wie sich die Meldungen in den Jahren zwischen 2021 und 2024 entwickelten. Demnach gab es eine stetige Steigerung, aber besonders von 2023 auf 2024 explodierten die gemeldeten Fälle: 233 Mal wurden Ratten im Jahr 2023 gemeldet, 398 Mal dann im darauffolgenden Jahr. 2025 übrigens gab es – Stand 9. Mai – bislang knapp 97 Fälle.
Ein Problem für die Stadt ist bei Rattenbefall, dass sie nicht einfach auf privaten Grundstücken tätig werden kann. Druck aufzubauen, kann jedoch seine Zeit dauern.
Zunächst muss der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) den Schadnagerbefall bei einer Außendienstkontrolle so weit es möglich ist überprüfen. Dann wird der Eigentümer, sofern er nicht ohnehin sofort tätig wird, schriftlich zur Schädlingsbekämpfung aufgefordert und über mögliche „ordnungsrechtliche Konsequenzen“ informiert, falls er seinen rechtlichen Pflichten zur Bekämpfung von Schadnagern nicht nachkommt.
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„Bei Untätigkeit oder nicht ausreichenden Maßnahmen seitens der Eigentümer, kommt eine Durchsetzung mit Verwaltungszwang (Zwangsgelder oder Ersatzvornahme) in Betracht“, informiert die Stadt. Gerechnet werden muss mit einer Geldbuße von bis zu 1000 Euro.
Notwendig war eine solche Maßnahme allerdings nur bei zwei Eigentümern im vergangenen Jahr. Bei den 211 bestätigten Fällen von Ratten-Verdacht sind 44 Eigentümer den Bitten des Ordnungsamtes bereits nach der Außendienstkontrolle nachgekommen, 165 Eigentümer handelten nach Angaben der Stadt nach der schriftlichen Aufforderung und ließen die Tiere beseitigen.
Beseitigt wurde mittlerweile übrigens auch der Sarg in Gelsenkirchen-Feldmark. Abgeholt wurde er am Dienstagmorgen (20. Mai) gegen 11 Uhr – nachdem er dort mindestens eine Woche sein Dasein fristete. Früher hätte man das Exemplar nicht abholen können, weil der Weg durch parkende Autos versperrt gewesen sei, heißt es von Gelsendienste. Nun aber sei der absonderliche, übrigens unangemeldet abgestellte Sperrmüll vom Gehweg verschwunden.
Dabei wäre er doch so ein schönes Rattenversteck gewesen.
Ratten-Meldungen können über den Mängelmelder „GEmeldet“ abgesetzt werden. Wenn es einen Schadnagerbefall auf öffentlichen Flächen gibt, dann meldet man sich am besten direkt bei Gelsendienste unter info@gelsendienste.de oder 0209 95420. Der städtische Entsorger kann dann in der Regel schnell tätig werden. Komplizierter wird es bei privaten Flächen. Wenn man glaubt, dass Eigentümer untätig sind, sollte man den Rattenbefall per Mail oder Telefon beim Kommunalen Ordnungsdienst melden (leitstelle-sicherheitundordnung@gelsenkirchen.de; Telefon: 0209 169 3000)
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