Schalke: Schwere Vorwürfe der Königsblauen Hilfe gegen Polizei – WAZ | Westdeutsche Allgemeine Zeitung


Dass es die „Königsblaue Hilfe e. V.“ (KBH) gibt, ist in den Fankreisen des FC Schalke 04 nicht jedem bekannt. Auf seiner Homepage bezeichnet sich der Verein als „Solidargemeinschaft, die allen Schalkern bei rechtlichen Problemen rund um den Spieltag hilft.“ Die KBH hat sich nun zum öffentlichen Brief der Polizeipräsidenten aus Dortmund und Gelsenkirchen im Anschluss an eine vermeintliche Massen-Auseinandersetzung in Köln, an der am Samstag Fans von BVB und S04 beteiligt gewesen sein sollen, geäußert. Die Polizeipräsidenten hatten von den Klubs im Anschluss unter anderem die Verteilung von Stadionverbote und eine „Distanzierung von gewalttätigen Gruppen und Personen“ gefordert. Die „Spirale der Gewalt“ würde sich immer schneller drehen.
Die KBH reagierte auf ihrer Internetseite. „Die eigens von der Polizei erhobene und veröffentlichte Statistik der Zentralen Informationsstelle Sport (ZIS) führt diese Behauptung ad absurdum“, heißt es dort. Die KBH zitiert aus der Statistik: „Im Vergleich zur Vorsaison besuchten knapp 4,3 Millionen Zuschauer mehr die Stadien der ersten vier Ligen, wobei es zu einem deutlichen Rückgang der Verletzten (-17,2%) und der Strafverfahren (-22%) kam. Ebenfalls die Zahlen der verletzten Polizisten (-48%) und der Einsatzstunden (-8,8%) sind rückläufig. Einzig diejenigen Zahlen, die die Polizei durch ihre eigene Einsatztaktik direkt beeinflussen kann, steigen in diesem Zeitraum. Die freiheitsentziehenden und freiheitsbeschränkenden Maßnahmen erhöhten sich um 2,3% – wohlgemerkt bei 15% mehr Besuchern.“
Die KBH weist zur angeblichen Massenprügelei am Samstag in Köln den Begriff „Hooligan-Schlacht“ zurück: Erste Meldungen mit 680 Beteiligten hätten sich nicht bestätigt. Zunächst hieß es, jeweils rund 340 Anhänger beider Fangruppen hätten zwei Züge verlassen, jeweils zehn teilweise vermummte Personen geschlagen und getreten haben. „Am Ende muss zurückgerudert werden. Zehn Personen beider Fanlager sollen in eine Schlägerei verwickelt gewesen sein“, so die KBH.
Eine Massenprügelei im September hätte gar nicht stattgefunden. Auf dem Weg zurück aus Magdeburg hatten Schalke-Fans nach Polizeiangaben die Notbremse im Zug betätigt: „Wir wissen aus den Berichten von Anwesenden, dass es zu keinem Zeitpunkt zu der Anwendung von Gewalt kam. Es hat schlicht und ergreifend keine Auseinandersetzung stattgefunden. Das müssten auch die anwesenden und eingetroffenen Beamten bestätigen können, nur scheint dies nicht gewünscht.“
Als ebenso „durchschaubar wie billig“ bezeichnet es die KBH, die Vorfälle vom Schalke-international-Spiel in Dublin zur Stärkung des Narrativs heranzuziehen. Dort war es am Rande eines Fanmarsches zu einer schweren Körperverletzung gekommen, die die Ultras Gelsenkirchen als „Fehler“ bezeichneten.
Die KBH fragt sich, was dieses ihrer Meinung nach „öffentlich erzeugte Zerrbild“ bezwecken soll und verweist auf den Druck auf die Vereine durch die Innenministerkonferenz, ausgehend von DFL und DFB. Ein sicherheitspolitisch „großer Wurf“ sei geplant, der in Vereinsautonomie und Fanrechte eingreifen würde – durch „personalisierte Eintrittskarte, verschärfte Pyro-Strafen und Entmündigung der Klubs bei der Stadionsverbotsvergabe“.
Der Verein Schalke 04 äußerte sich bisher noch nicht konkret zum Brief der Polizeipräsidenten. Am Abend des Ereignisses in Köln teilte ein Sprecher auf Nachfrage dieser Zeitung mit: „Der friedliche und gewaltfreie Ablauf von Fußballspielen ist für den FC Schalke 04 von zentraler Bedeutung. Entsprechend ist die Erwartungshaltung an alle Schalker. Der Verein wird die Vorfälle von Samstag bewerten und mit den zuständigen Behörden den Austausch suchen.“
Anmerkung: In der ersten Version des Textes hieß es, die Königsblaue Hilfe hätte behauptet, in Köln hätte keine Prügelei stattgefunden. Das ist falsch. Dafür entschuldigen wir uns.
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