
Stand: 04.11.2025 10:03 Uhr
Ist Gelsenkirchen besser als sein Ruf? Oder sogar noch schlechter? Was denkt ihr darüber?
„Swiftkirchen“, aber auch „Shithole“ – beides Begriffe, die im vergangenen Jahr den Ruf der Stadt Gelsenkirchen prägten. Das eine stand für Pop und Glamour im Rahmen der Taylor-Swift-Konzerte – das andere für Dreck und Rückständigkeit, nachdem ein englischer Fan bei der Fußball-EM auf Social Media Gelsenkirchen als „absolute Shithole“ bezeichnete – absolutes Drecksloch.
Hat Spuren hinterlassen: Taylor Swift Graffiti in Gelsenkirchen
Gefühlt bleiben eher die negativen Schlagzeilen über Gelsenkirchen hängen: Arbeitslosigkeit, Schrottimmobilien, Kriminalität, No-Go-Areas und Spitzenwerte für die AfD. Wirklich alles so schlimm?
Wir haben uns an Buden und Trinkhallen in Gelsenkirchen umgehört. Orte, an denen jeden Tag viele Menschen verkehren. Faeiza Al-Nasir arbeitet in einem Kiosk in der Innenstadt. „Es gibt viele nette Orte hier“, sagt sie, „Die Halden, der Berger See, auch die Veltins-Arena oder in Buer kann man viel machen.“
Faeiza Al-Nasir
Die Gegend um den Hauptbahnhof in Gelsenkirchen findet sie zwar auch nicht vertrauenserweckend, aber: „Duisburg und Dortmund finde ich da schlimmer.“ Al-Nasir würde die Gelsenkirchener Innenstadt nicht als No-Go-Area bezeichnen, sagt aber auch, dass sie sich abends an manchen Orten nicht sicher fühlt.
„Es passieren schon Sachen hier – Schlägereien, Messerstechereien. Und auch hier im Laden sind manche Kunden aggressiv und respektlos“, so Al-Nasir. Die Studentin ist vor acht Jahren aus dem Irak nach Gelsenkirchen gekommen.
Faeiza Al-Nasir
Von der City geht es in den Norden in den Stadtteil Erle. Dort liegt der historische Kiosk Mummel mit seinem Besitzer Christoph Ekamp. „Wir sind hier echt in einem humanen Gebiet“, beschreibt er die ruhige Wohngegend, in der sein Kiosk steht.
Christoph Ekamp
Rund um seine Bude entstehen gerade einige neue Wohnhäuser, zum Teil recht teure. Viele Menschen, die hier bislang günstig gewohnt haben, mussten wegziehen. Das bedauert Ekamp aber auch, weil viel Vertrautes und auch sozialer Zusammenhalt verloren ginge. Der morgendliche Rentnertreff an der Bude zum Beispiel. Nach wie vor bekommt er hier an seiner Theke viel zu hören:
Christoph Ekamp
Lange Zeit galt Ückendorf im Süden der Stadt als sogenannter „sozialer Brennpunkt“. Seit einigen Jahren siedeln sich aber auch immer mehr Sozial- und Kulturprojekte hier an, um den Ruf des Stadtteils zu verbessern. Tom Gawlig hat hier vor einigen Jahren eine Trinkhalle eröffnet, die mehr das Konzept einer Kneipe und eines Kulturtreffs verfolgt.
Gawlig hatte sich bewusst dazu entschieden, auch privat nach Ückendorf zu ziehen, weil er die Entwicklung des Stadtteils spannend findet: „Es war mutig von der Stadt, hier nicht einfach alle alten Häuser platt zu machen und eine Neubausiedlung für Familien hinzusetzen, sondern gezielt auf Projekte zur Belebung zu setzen.“
Mittlerweile seien Menschen von außerhalb immer wieder positiv überrascht, wenn sie durch Ückendorf laufen.
Das PopUp-Studio des WDR in Gelsenkirchen
Am Donnerstag ab 20 Uhr diskutieren wir auch im Lokalzeit Stadtgespräch darüber, ob Gelsenkirchen besser als sein Ruf ist. Und zwar in unserem neuen WDR PopUp-Studio in der Gelsenkirchener Innenstadt. Schreibt uns aber auch schon jetzt eure Meinung – direkt in die Kommentare auf wdr.de oder per Mail an stadtgespraech@wdr.de! Wie seht ihr Gelsenkirchen – was muss vielleicht passieren für mehr „Swiftkirchen“ und weniger „Shithole“? Eure Kommentare und Fragen nehmen wir mit in die Diskussion mit unseren Gästen.
Über dieses Thema berichtet der WDR am 06.11.2025 auch im Radio auf WDR 5, im Lokalzeit Stadtgespräch, ab 20.03 Uhr.
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