"Shithole" Gelsenkirchen: Diskussion um das Image einer Stadt – Was denkt ihr darüber? – WDR


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Stand: 04.11.2025, 10:03 Uhr
Ist Gelsenkirchen besser als sein Ruf? Oder sogar noch schlechter? Was denkt ihr darüber?
Von Portraitfoto von Daniel Chur Daniel Chur
„Swiftkirchen“, aber auch „Shithole“ – beides Begriffe, die im vergangenen Jahr den Ruf der Stadt Gelsenkirchen prägten. Das eine stand für Pop und Glamour im Rahmen der Taylor-Swift-Konzerte – das andere für Dreck und Rückständigkeit, nachdem ein englischer Fan bei der Fußball-EM auf Social Media Gelsenkirchen als „absolute Shithole“ bezeichnete – absolutes Drecksloch.
Hat Spuren hinterlassen: Taylor Swift Graffiti in Gelsenkirchen
Gefühlt bleiben eher die negativen Schlagzeilen über Gelsenkirchen hängen: Arbeitslosigkeit, Schrottimmobilien, Kriminalität, No-Go-Areas und Spitzenwerte für die AfD. Wirklich alles so schlimm?
Wir haben uns an Buden und Trinkhallen in Gelsenkirchen umgehört. Orte, an denen jeden Tag viele Menschen verkehren. Faeiza Al-Nasir arbeitet in einem Kiosk in der Innenstadt. „Es gibt viele nette Orte hier“, sagt sie, „Die Halden, der Berger See, auch die Veltins-Arena oder in Buer kann man viel machen.“
Faeiza Al-Nasir
Die Gegend um den Hauptbahnhof in Gelsenkirchen findet sie zwar auch nicht vertrauenserweckend, aber: „Duisburg und Dortmund finde ich da schlimmer.“ Al-Nasir würde die Gelsenkirchener Innenstadt nicht als No-Go-Area bezeichnen, sagt aber auch, dass sie sich abends an manchen Orten nicht sicher fühlt.
„Es passieren schon Sachen hier – Schlägereien, Messerstechereien. Und auch hier im Laden sind manche Kunden aggressiv und respektlos“, so Al-Nasir. Die Studentin ist vor acht Jahren aus dem Irak nach Gelsenkirchen gekommen.
Von der City geht es in den Norden in den Stadtteil Erle. Dort liegt der historische Kiosk Mummel mit seinem Besitzer Christoph Ekamp. „Wir sind hier echt in einem humanen Gebiet“, beschreibt er die ruhige Wohngegend, in der sein Kiosk steht.
Christoph Ekamp
Rund um seine Bude entstehen gerade einige neue Wohnhäuser, zum Teil recht teure. Viele Menschen, die hier bislang günstig gewohnt haben, mussten wegziehen. Das bedauert Ekamp aber auch, weil viel Vertrautes und auch sozialer Zusammenhalt verloren ginge. Der morgendliche Rentnertreff an der Bude zum Beispiel. Nach wie vor bekommt er hier an seiner Theke viel zu hören:
Lange Zeit galt Ückendorf im Süden der Stadt als sogenannter „sozialer Brennpunkt“. Seit einigen Jahren siedeln sich aber auch immer mehr Sozial- und Kulturprojekte hier an, um den Ruf des Stadtteils zu verbessern. Tom Gawlig hat hier vor einigen Jahren eine Trinkhalle eröffnet, die mehr das Konzept einer Kneipe und eines Kulturtreffs verfolgt.
Gawlig hatte sich bewusst dazu entschieden, auch privat nach Ückendorf zu ziehen, weil er die Entwicklung des Stadtteils spannend findet: „Es war mutig von der Stadt, hier nicht einfach alle alten Häuser platt zu machen und eine Neubausiedlung für Familien hinzusetzen, sondern gezielt auf Projekte zur Belebung zu setzen.“
Mittlerweile seien Menschen von außerhalb immer wieder positiv überrascht, wenn sie durch Ückendorf laufen.
Lokalzeit Ruhr 03.11.2025 02:36 Min. Verfügbar bis 03.11.2027 WDR Von Jennifer Kerkhoff
Das PopUp-Studio des WDR in Gelsenkirchen
Am Donnerstag ab 20 Uhr diskutieren wir auch im Lokalzeit Stadtgespräch darüber, ob Gelsenkirchen besser als sein Ruf ist. Und zwar in unserem neuen WDR PopUp-Studio in der Gelsenkirchener Innenstadt. Schreibt uns aber auch schon jetzt eure Meinung – direkt in die Kommentare auf wdr.de oder per Mail an stadtgespraech@wdr.de! Wie seht ihr Gelsenkirchen – was muss vielleicht passieren für mehr „Swiftkirchen“ und weniger „Shithole„? Eure Kommentare und Fragen nehmen wir mit in die Diskussion mit unseren Gästen.
Über dieses Thema berichtet der WDR am 06.11.2025 auch im Radio auf WDR 5, im Lokalzeit Stadtgespräch, ab 20.03 Uhr.
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Die Kommentartexte sind auf 1.000 Zeichen beschränkt!
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11 Heinz-Werner heute, 11:46 Uhr
GE ist ein Musterbeispiel dafür, was geschieht, wenn massiv Arbeitsplätze verloren gehen, junge Menschen mangels Perspektive die Stadt verlassen und ein Drittel der ehemaligen Bevölkerung durch Migranten ersetzt wird. Lange Zeit haben Politiker Realitätsverweigerung betrieben, z.B. ein ehemaliger MdB, der noch 1980 behauptete, GE sei die Stadt von Kohle und Stahl und bleibe dies auch, obwohl spätestens seit der Schließung der Zeche Graf Bismarck das Gegenteil offensichtlich war. Dazu kam, dass die Stadt den Aufbau Ost mitfinanzieren musste und seit 2015 die Migration, von der selbst die tükischstämmigen Einwohner nicht gerade begeistert sind. Wir leben mittlerweile auch woanders, erinnern uns aber gern an das alte, lebendige, kommunikative und offene GE!
10 Matthias Hiegemann heute, 11:30 Uhr
Nach 33 Jahren Ruhrgebiet habe ich es vor über 1 Jahr verlassen, aber nicht weil es mir dort nicht gefallen hat, sondern aus Familären Gründen. Ich wohne jetzt in (m)einem kleinen Gallischen Dorf in Nord-Ost-Hessen und obwohl hier nur 348 Menschen wohnen u. es hier schön ruhig und Idyllisch ist, ist der Anteil von Menschen mit Ausländischer Geschichte hier in der Gemeinde und Kreis viel geringer als im Ruhrgebiet, wählen hier aber mehr die AfD. Eigentlich unglaublich aber wahr. Ähnlich wie in Hagen u. Gelsenkirchen. Die Menschen im Dorf zur Metropole Ruhrgebiet sind vom Charakter komplett unterschiedlich. Hauptproblem für mich ist das Abschotten und eigenbrödlerische Verhalten durch Digitale Medien tut den Menschen der Gemeinschaft überhaupt nicht gut und Spannungen sowie Psychische Verhaltensmuster werden größer und schlimmer. Das zeigen die aktuellen Zahlen bei Psychologen deren Praxen überfüllt sind, was gar nicht sein müsste, wenn wir einfach wieder mehr miteinander kommunizieren.
9 Fritz heute, 11:28 Uhr
Welcher Zechenrentner muss den aufstocken? Tut mir leid, aber das ist doch Populismus. Die Rente bzw. Anpassung gab es ab einem Alter von 49Jahren (Untertagebeschäftigte) bzw. ca. 53 Jahre (Übertagebeschäftigte). Diese Rente ist bezogen auf einen, auch in den unteren Lohngruppen, relativ hohen Schichtlohn. Dazu kommt, dass die Knappschaftsrente etwa 1/3 höher als die üblichen Renten sind, da vom Arbeitgeber (quasi vom Steuerzahler) 1/3 höhere Beiträge überwiesen wurden. Die Arbeitsplätze im Bergbau, auch unter Tage, sind seit den 70er Jahren human gestaltet worden, so dass hier nicht schwerer als in sonstigen Industriebetrieben gearbeitet werden musste. Das zeigt sich auch in den Lebenserwartungen der Bergbaurentner. Hier hat die Umgestaltung der Arbeitsplätze zu einer Angleichung des Sterbealters geführt.
8 Boomer heute, 11:24 Uhr
Schaut Euch die Innenstadt von Alt-Oberhausen an. Hier kann man sehen was " Das schaffen wir" gebracht hat… Drogenhandel und Müll !! Wer hier noch Deutsch spricht ist eh bald im Sarg. Integration wird hier gar nicht gewünscht!
7 Oliver heute, 11:20 Uhr
Rückblickend auf meine letzten 40 Jahre in Gelsenkirchen, ist mein persönliches Empfinden, dass sich das Stadtbild rund um die Bahnhoftrasse drastisch verschlechtert hat. Aber auch andere Gebiete der Stadt, z.B. rund um das Sportzentrum Schürenkamp haben deutlich an Attraktivität verloren. Wilde Müllablagerungen, massenhaft abgestellte Autos, marode Straßen, Schließung kleiner lokaler Geschäfte, Apotheken, Kneipen, Schneider, Metzger usw. Diese Entwicklung kann ich aber auch in anderen Städten beobachten. Z.B. in Wattenscheid.
6 Hans Holte heute, 11:16 Uhr
Image ist nebensächlich, die realen Probleme nicht. Wie haben zu viele „auf der Suche nach einem besseren Leben“ mit dem Etikett „Asyl“. Statt sich dem Problem zu stellen hat man Willkommenskultur erfunden als Zeichen gegen Rechts, das alle Probleme verschärft hat und jetzt für den Rechtsruck gesorgt hat. Das ist nicht nur in Gelsenkirchen so, in ganz Europa aber besonders im Ruhrgebiet. Strukturwandel hört man immer wieder, ist aber auch Etikettenschwindel. Im Ballungsraum Ruhrgebiet ballt sich die Armut, das Ruhrgebiet ist Deutschlands Armutsregion Nr.1. So wie die Ampel im Bund haben auch SPD und Grüne im Ruhrgebiet den Bezug zur Realität verloren, man verspricht das Blaue vom Himmel aber die Städte sind Pleite. Es ist im Ruhrgebiet so schlimm, meist in der Nordstadt, meist ist im Süden noch viel heile Welt. Grüne leben in eigenen Paradieswelten aber die SPD verliert an die AfD. Mit der Reduzierung auf ein Imageproblem einer einzigen Stadt kommt man jedenfalls nicht weiter.
5 Susanne heute, 11:01 Uhr
Gelsenkirchen ist nur halb so schlimm wie andere Städte. Es gibt überall gute und schlechte Viertel, doch in Dortmund, Duisburg und am Essener Bahnhof ist es wesentlich ungemütlicher und auch nicht so schön. Gelsenkirchen hat viel Stadtgrün und schönen alten Architekturbestand. Die meisten Viertel scheinen in Ordnung zu sein. Ein paar Hotspots hat jede Stadt. Also nein, kein Shithole.
4 Bernd 1 heute, 10:51 Uhr
Schon bemerkenswert, was ein einzelner britischer „Fußballfan“ mit einer nicht repräsentativen Äußerung auslöst. Die englischen Städte sehen meines Wissens nicht besser aus.
3 Axel heute, 10:39 Uhr
Den Begriff „Shithole“ finde ich gut. Man muss auch über die negativen Seiten einer Stadt reden dürfen. 😀
@Axel 04.11.2025, 11:27 Uhr
Der Begriff, den Sie gut finden, ist derbe, vulgäre Umgangssprache auf unterster Sprachebene, suggerierend, dass der Ort so schlecht ist, dass man ihn mit Exkrementen vergleicht. Ich frage mich, worüber Sie noch reden wollen, nachdem Sie den Stab schon zerbrochen haben.
2 Dirk Buschmann heute, 10:35 Uhr
Seit 30 Jahren fahre ich zum Jugend- und Amateurfußball, immer wieder auch nach Gelsenkirchen – und ich habe mich dort immer wohl gefühlt. Ich mag die alten Kolonien, die Grünanlagen (Stadtgarten, Schürenbachhalde etc.) und sogar die Fußgängerzone, da habe ich schon ödere gesehen. Mal ganz ehrlich: Was erwartet man von einer Industriestadt, die vor weniger als 200 Jahren über Nacht aus dem Emscher-Sumpf gestampft wurde und heute ohne Bergbau und Industrie dasteht? Sicher, das alte Stadtzentrum samt Bahnhof hätte stehen bleiben sollen. Und der Leerstand und Verfall in Rotthausen oder am Wiehagen müsste auch nicht sein. Aber sonst… Die Stadt Gelsenkirchen müsste einfach das tun, wodurch das Revier tatsächlich groß geworden ist: Sich akzeptieren, wie sie ist – aber immer das beste draus machen!
1 Matthias Pütz heute, 10:33 Uhr
Schade um Gelsenkirchen, die Bahnhofstraße als Shopping-Meile war "früher" mal unser wöchentlicher Shopping-Spot … Als dann der Galeria Kaufhof, der Footlocker-Outletstore und sogar Primark dichtgemacht haben, war das irgendwie das "Aus" für uns und das Shoppen hier. Schade, aber ein "Wohlfühlen" kommt hier bei den Menschen nicht auf. Das ganze Umfeld mit seinen Konsumenten macht einen extremen depressiven Eindruck auf uns …
Hans Holte 04.11.2025, 11:19 Uhr
Leerstand ist kein Sonderproblem von Gelsenkirchen. Corona-Handelsbeschränkungen mit Umwandlung von Parkplätzen in Radwege haben zu schnell aus Einkaufsstraßen Geisterstädte gemacht. Einiges an Existenzen ist zerstört und mit Verlagerung von Teilen weg von der Stadt und hin zum Einkaufszentrum auf der grünen Wiese ist auch nichts besser geworden.
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