
„Ich hatte in den vergangenen Monaten einige schlaflose Nächte“, gibt Ulrich Kather zu. Kein Wunder: Der Vorsitzende der Erler Sportgemeinschaft ist jetzt Bauherr, sein Verein hat ein 1,2 Millionen schweres Bauprojekt im Gelsenkirchener Osten an den Start gebracht. Das ist in erster Linie natürlich ein Grund zur Freude – bringt aber auch viel Arbeit mit sich.
Jetzt stand aber erst einmal die Freude im Vordergrund: Der Spatenstich für den Bau des neuen Vereinsheims stand an, und der wurde gefeiert. Vereinsheim: Das ist leicht untertrieben, denn auf dem Gelände der Bezirkssportanlage Oststraße entsteht ein modernes und zeitgemäßes Sportfunktionsgebäude. Die viele kleinen und großen Sportlerinnen und Sportler des Vereins freut‘s: Damit ist die Zeit des Container-Provisoriums absehbar vorbei.
Der 1999 gegründete Verein hat derzeit knapp 400 Mitglieder und bietet eine ganze Reihe von Sportarten an: von Gymnastik, Tanzen und Yoga über Kampfsport und Selbstverteidigung bis hin zu Nordic Walking, Badminton oder Reha-Sport. Wie viele andere Gelsenkirchener Sportvereine hat auch die ESG mit einem Problem zu kämpfen: Es gibt zu wenig Sportstätten für zu viele Sportler – vor allem, wenn es um Hallen geht. „Wenn einmal ein Verein seine Trainingszeiten in der Halle aufgibt, steht sofort ein neuer da“, sagt Ulrich Kather. Auch die ESG nutzt unter anderem etwa die Turnhallen an der Oststraße oder der Gemeinschaftsgrundschule Hohenfriedberger Straße.
Und einen Container auf dem Gelände der Bezirkssportanlage Oststraße. Dort, neben der Gaststätte „Zum Türmchen“, stand in den vergangenen Jahren ein Provisorium, in dem sich neben Umkleide- und Duschräumen sowie einem Büro auch ein etwa 50 Quadratmeter großer Raum befand, in dem Gymnastikkurse stattfanden. „Das ist natürlich viel zu klein“, sagt Ulrich Kather, „außerdem ist so ein Container klima- und heiztechnisch auch nicht für die kalte Jahreszeit ausgelegt.“
So entstand um das Jahr 2018 herum der Plan zum Bau eines neuen Vereinsheims. „Ursprünglich wollten wir einen Massivholzbau als Anbau an den Container errichten, das erwies sich aber als nicht durchführbar“, erinnert sich Kather. Also habe man sich für einen kompletten Neubau entschieden. Einen Vorentwurf habe man durch das Baureferat der Stadt prüfen lassen, mit dem Ergebnis: Das ist machbar. „Aber können wir es auch finanzieren?“, sei die große Frage gewesen, erzählt Kather.
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Hilfe kam von Alt-Oberbürgermeister Oliver Wittke. „Der hat uns unterstützt und bei dem Wust von Anträgen und Fördermöglichkeiten geholfen“, sagt der Vorsitzende. Die erhoffte Förderung in Höhe von 1,2 Millionen Euro erhält die ESG durch das Bundesprogramm zur Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur – beziehungsweise 90 Prozent kommen vom Bund, zehn Prozent von der Stadt Gelsenkirchen.
Doch bis es tatsächlich zum ersten Spatenstich kam, dauerte es noch einige Jahre – zahlreiche bürokratische Hürden hätten noch überwunden werden müssen, berichtet Ulrich Kather. „Zum Glück haben wir mit dem Ehepaar Hiltrud und Michael Riepe zwei Architekten mit Verwaltungserfahrung in unserem Verein, die konnten uns helfen“, so der Vorsitzende.
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Im Herbst gab es dann endlich von allen Seiten grünes Licht – allerdings sind bekanntlich die Kosten fürs Bauen seit Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg deutlich gestiegen. „Das Fördergeld reicht nicht mehr ganz“, erläutert Kather, „wir müssen mit Vereinsmitteln aufstocken.“ Vereinsmittel, die eigentlich für die Ausstattung der Anlage vorgesehen waren – das Förderprogramm deckt nämlich nur die Baukosten ab, nicht die Kosten für die Einrichtung. Außerdem musste beim Bau abgespeckt werden: „Ein dritter Sportraum, der eigentlich eingeplant war, fällt jetzt erst einmal weg“, bedauert Kather.
Dennoch: Wenn der Bau, wie geplant, Ende 2026 fertig ist, kann sich Erle auf eine echte Bereicherung freuen. Auf 427 Quadratmeter entsteht dann in Massivbauweise ein Gebäude, das neben einem Büro, Umkleide-, WC- und Waschräumen eine 185 Quadratmeter große Sporthalle enthält, die mit einer Trennwand zu zwei Räumen umfunktioniert werden kann. Alles soll barrierefrei sein. Die Anlage soll dann nicht ausschließlich für Angebote der ESG zur Verfügung stehen, sondern auch von anderen Institutionen sowie für andere Projekte im Stadtteil genutzt werden – wie zum Beispiel Seniorentreffs oder Sprachkurse.
Zum Spatenstich waren neben Bürgermeisterin Martina Rudowitz und Bezirksbürgermeister Wilfried Heidl auch zahlreiche andere Vertreter von Politik und Stadtgesellschaft gekommen. Lob gab es von der CDU: „Das sind hervorragende Nachrichten für den Sportstandort Erle und für den gesamten Breitensport in unserer Stadt“, sagte Andreas Batzel, sportpolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion. „Auch wenn wir uns schnellere Fortschritte erhofft hatten, so freut uns der nun erfolgte Spatenstich sehr.“
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