
Redakteur Lokal
Gelsenkirchen. Ein Kommentar von WAZ-Redakteur Thomas Richter zur Anfang März vollzogenen Tarifreform des in Gelsenkirchen angesiedelten VRR.
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) rühmte sich für seine kürzlich durchgeführte Tarifreform am lautesten selbst. Für alle Fahrgäste sei die Fahrt in Bus und Bahn „nun erheblich einfacher“, hieß es vollmundig. Grund für den Jubel: Das vorher für seine Unübersichtlichkeit berüchtigte Ticketsortiment sei erheblich entschlackt worden. Statt sieben verschiedener Preisstufen gebe es nun nur noch drei.
Was die Damen und Herren dabei verschwiegen haben, war die damit verbundene Preiserhöhung für viele Nutzerinnen und Nutzer von teils drastischen Ausmaßen. Eine Einzelfahrt aus meiner Heimatstadt nach Gelsenkirchen hatte vor der Reform noch 14,80 Euro gekostet. Nun soll ich für die gut 27 Kilometer lange Strecke mit exakt zwei Zwischenstopps plötzlich 18,90 Euro pro Fahrt berappen. Pro Tag würde das Hin und Her also 37,80 Euro kosten.
Für so viel Geld könnte ich meinen Kleinwagen auch zu zwei Dritteln volltanken. Und damit deutlich öfter als nur einmal zwischen Heimat und Arbeitsplatz hin- und herfahren. Der erhoffte Umstieg von Auto auf Bus und Bahn wird für Gelegenheitsnutzer durch solche Preise immer unattraktiver. Und für täglich reisende Bahnpendler ist ja eh das Deutschland-Ticket (58 Euro im Monat) die beste, weil mit Abstand günstigste Wahl.
Aber auch der mit der Tarifreform vollzogene Wegfall der Kurzstrecke schmerzt. Denn jene, die nur zwei Haltestellen weit fahren wollen, müssen nun das deutlich teurere Preisstufe-A-Ticket lösen. 3,60 Euro statt wie bisher 2,10 Euro pro Fahrt sind schon eine üppige Verteuerung.
Fazit: Wer sich dermaßen auf die eigene Schulter klopft, der sollte zumindest den Anstand haben, die Öffentlichkeit und seine Kundschaft vollumfassend zu informieren. Und dazu gehören zwingend auch die vollzogenen Preiserhöhungen.
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