Warum ist Ihre Schule eigentlich so beliebt, Herr Lisson? – WAZ News


Redakteurin Lokal
Gelsenkirchen. „Das hat uns von den Socken gehauen“: Es gibt einen neuen Anmelderekord für eine weitere Gesamtschule in Gelsenkirchen. Das ist ihr Geheimnis.
„Das hat uns selber von den Socken gehauen, da haben wir nicht mit gerechnet“: Dass „seine“ Schule in diesem Jahr einen Anmelderekord bricht, sie erneut so viel Zuspruch erfährt, das hat auch Andreas Lisson und sein gesamtes Team überrascht. Lisson hat die Gesamtschule Erle aufgebaut, seit 2014 leitet er diese und damit auch eine der beliebtesten weiterführenden Schulen Gelsenkirchens. In Zahlen ausgedrückt geht die Überraschung so: Hatten sich im vergangenen Jahr noch 278 Kinder um einen der begehrten 140 Plätze beworben, waren es bei den Anmeldungen für das in diesem Sommer beginnende Schuljahr 318 Kinder auf 140 Plätze.
Zuletzt hatte die WAZ über die Evangelische Gesamtschule Bismarck berichtet: Erstmals seit dem Bestehen der Schule hatten sich für das kommende Schuljahr über 400 Kinder, genauer 401 Kinder, angemeldet – bei 144 zur Verfügung stehenden Plätzen. Das bedeutet auch, dass 257 aktuelle Viertklässler abgelehnt werden mussten. Kurzum: Auch die EGG konnte einen Anmelderekord verzeichnen.
Andreas Lisson fühlt sich und vor allem die Arbeit seines multiprofessionellen Teams bestätigt: „Die Anmeldezahlen sprechen für sich“, sagt er demnach auch. Es sei das erste Mal in der Geschichte der Gesamtschule Erle, dass sie auch Kinder mit einer Gymnasialempfehlung hatten ablehnen müssen. Doch schon von Beginn an war die Schule mit Hauptanschrift an der Mühlbachstraße extrem beliebt.
Dabei ist nicht nur alles gut an dieser Schule, die vor knapp zwei Jahren den für sie allerersten Abiturjahrgang durchbrachte. Die jüngste Gesamtschule der Stadt hat ein massives Problem: die Raumnot. Die Klassen 5 und 6 lernen an der gut ausgestatteten Frankampstraße, ganz in der Nähe zum Hauptgebäude. Das sei ein Pluspunkt für viele Eltern bei der Anmeldung, berichtet Lisson. Dass die Kleinen zuerst unter sich bleiben und ankommen können, in einer Art geschütztem Raum, ohne beeindruckt zu sein, von der schieren Größe der Schule. Immerhin verzeichnet die Gesamtschule Erle knapp 1300 Schüler.
Doch auch an der Frankampstraße ist der Platz endlich – mehr als fünf Klassen kann Andreas Lisson nicht aufnehmen. Dabei könnte er locker noch weitere Klassen bilden, siehe Anmeldezahlen. Als „ruhigsten Standort“ bezeichnet der Schulleiter im Übrigen den an der Suressestraße – hier sind die Internationalen Förderklassen untergebracht, in zehn Klassen mit bis zu 150 Schülern. Die Oberstufe, komplett ausgelagert, bereitet sich an dem gut modernisierten Standort Surkampstraße aufs Abitur vor.
Das Hauptgebäude an der Mühlbachstraße könnte durchaus nicht nur eine Renovierung, sondern auch einen Ausbau gut gebrauchen. Dabei hätte die Raumnot längst behoben sein können. Schon 2019 sollte es eigentlich so weit sein, bereits 2016 war ein Neubau mit Stadtteilbibliothek und neuer Mensa in den politischen Gremien besprochen worden. Bislang ist Folgendes passiert: nichts. Die unterschiedlichen, zwar nur wenige Kilometer voneinander entfernt liegenden Standorte, sie sind auch eine Herausforderung, sagt Lisson, besonders für die Lehrkräfte. Da muss mitunter viel hin und hergeschoben werden, das erfordert Organisation, Weitsicht und geschickte Planung.
Als Besonderheit seiner und überhaupt aller Gesamtschulen hebt Andreas Lisson hervor: „Bei uns gibt‘s keine Abschulung, bei uns verlässt keiner die Schule.“ Das sei auch für die Schüler ein Gewinn, dass beispielsweise bei privaten Krisen und daraus resultierenden Schwierigkeiten in der Schule eben nicht sofort und gleichzeitig auch das persönliche Schul-Aus droht.
Nachrichten, Service, Reportagen: Jeden Tag wissen, was in unserer Stadt los ist.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.
Lisson pocht auf den gesellschaftlichen Wert seiner Schulform und im Kleineren auch seiner Schule: „Wo sonst kommen Schüler unterschiedlichster Herkunft so geordnet zusammen?“ Der Schulleiter ist ein glühender Verfechter der Gesamtschule, betont im Gespräch mit der Redaktion den „absolut wichtigen gesamtgesellschaftlichen Auftrag.“ Gerade in einer Stadt wie Gelsenkirchen, das gilt aber wohl auch für andere Regionen, sei eben seine Schulform „für die Struktur der Stadt immens wichtig.“
Kennen Sie schon unsere PLUS-Inhalte?
Jetzt WAZ testen
Kennen Sie schon unsere PLUS-Inhalte?
Jetzt WAZ testen
Aktuelle Nachrichten und Hintergründe aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport – aus Essen, Deutschland und der Welt.
Kennen Sie schon unsere PLUS-Inhalte?
Jetzt WAZ testen

source

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*